Eigentlich wollte ich schon immer Eishockey spielen. Doch ich habe die Erbkrankheit Kongenitale Muskeldystrophie. Als Folge davon bauen sich meine Muskeln langsam ab, weshalb ich seit meinem neunten Lebensjahr auf einen Elektrorollstuhl angewiesen bin. Mittlerweile spiele ich seit elf Jahren Powerchair Hockey. Das ist die einzige Sportart, die ich mit einem Elektrorollstuhl ausüben kann. Powerchair Hockey ist mein Leben und nicht nur ein Hobby. Dabei fühle ich mich frei und vergesse meine Krankheit. Ich liebe es, mich zu bewegen.
Ich habe vor jedem Spielwochenende feste Rituale. Ich wechsle das Griffband am Stock. Ich ziehe immer zuerst das linke Schweissband an, dann das rechte. Ich ziehe mir meine Kopfhörer über und höre «Remember The Name» von Fort Minor. Wenn ich diesen Song höre, kann ich alle schlechten Gedanken ausblenden. Mein Adrenalinspiegel steigt bereits auf dem Weg zum Spiel. Ich freue mich immer auf diesen Adrenalinschub. Vor dem Anpfiff bin ich dann meist sehr ruhig und konzentriere mich nur auf das Spiel. Wenn ich auf das Spielfeld fahre, erfüllt es mich mit Stolz, dass ich für eine Mannschaft oder eine Nation antreten kann. Wenn die Nationalhymne ertönt, kriege ich Gänsehaut.
Ich habe gelernt, dass man im Powerchair Hockey nur als Team Erfolg haben kann. Kommunikation ist auf und neben dem Feld entscheidend. Mir ist es wichtig, dass ich mich mit meinen Mitspielern gut verstehe. Ein Zitat des Eishockeyspielers Garrett Roe, das mir sehr viel bedeutet, lautet: «Wenn du mit jemandem spielst, dem du vertrauen kannst, spielst du mit mehr Selbstbewusstsein und Freiheit. » Zusammen erfolgreich zu sein und auf ein Ziel hinzuarbeiten, motiviert mich und macht Spass. Wir gewinnen und verlieren als Team. Ich bringe vor allem meine Stärken im Offensiv- und im Zusammenspiel ein. Ich hatte schon viele Krisen. Vor allem, wenn ich das Tor lange nicht getroffen habe. Die Niederlagen gehen mir immer durch den Kopf und auch Dinge, die ich besser machen könnte. Die schlimmsten Niederlagen sind jene, bei denen wir das ganze Spiel besser sind und trotzdem verlieren. Der Zusammenhalt im Team hilft mir, mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.
Viele sehen nur den Sport, aber nicht, was sonst noch dahintersteckt. Ich muss selbst planen, wie ich meine Ausbildung und den Sport unter einen Hut bekomme. Ich trainiere mit meiner Mannschaft, den Iron Cats, einmal in der Woche und mit der Nationalmannschaft ein Wochenende im Monat. Zusätzlich trainiere ich alleine auf dem Hockey-Feld. In der Physiotherapie mache ich Hantel- und Seilzugtraining für den Kraftaufbau. Dadurch kann ich meine Zugkraft im Hockey verbessern. Ausserdem spiele ich Ping-Pong für meine Augen-ArmKoor dination. Das hilft mir auch bei schnellen Entscheidungen auf dem Hockey-Feld. Hinzu kommen verschiedene Übungen für den Rumpf, wodurch ich stabiler im Rollstuhl sitze. Gleichzeitig bleibe ich flexibel und bewahre die Kraft, um meine Transfers in den und aus dem Rollstuhl weiter selbst zu machen. Beim Hockey nutze ich einen Sportrollstuhl, auf internationaler Ebene hätte ich mit meinem keine Chance. Die Sportrollstühle sind stabiler, schneller, wendiger und haben Schutzbügel, damit nichts kaputtgeht.
Ein entscheidender Punkt in meiner sportlichen Karriere war der Wechsel zu den Iron Cats. Und natürlich die Nominierung in die Schweizer Nationalmannschaft. Das war ein grosser Traum und ein riesiger Motivationsschub. Meine persönlichen Erfolge waren mein erster Einsatz mit der Nationalmannschaft und mein erster Treffer an einer Endrunde. Dreimal wurde ich bereits an einem Turnier als wertvollster Spieler (MVP – Most Valuable Player) ausgezeichnet und fünfmal war ich Topscorer, also der Spieler, der die meisten Tore erzielt hat. Ich hoffe das Powerchair Hockey im Jahr 2020 bei den Paralympischen Spielen dabei sein wird. Mein grösster Traum ist, eines Tages als Captain mit der Schweizer Nationalmannschaft Welt- und Europameister zu werden und 2020 in Tokyo olympisches Gold zu holen. «